Ulrich Seitz „Beauftragter des Gemeinderates für die Belange von Menschen mit Behinderung“

Der Beirat für Menschen mit Behinderung wurde ernannt

Dies ist das zweite Mal, dass die Gemeinde Bozen dieses Gremium ernennt, mit dem Ziel, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger mit Behinderung zu verbessern.

Die Ratskommission für Sozialpolitik und der Stadtrat der Gemeinde Bozen haben die Mitglieder des Beirates für Menschen mit Behinderung ernannt. Der Beirat wird bis zum Ende der Legislaturperiode aktiv sein. Dies ist das zweite Mal, dass die Gemeinde Bozen dieses wichtige Gremium ernennt, mit dem Ziel, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger mit Behinderung zu verbessern. Der Beirat ist durch Art. 68 der Gemeindesatzung vorgesehen und durch dessen Ordnungen geregelt. Es ist ein weiterer Bestandteil im Prozess der Bürgerbeiteiligung, die von der Gemeindeverwaltung angestrebt wird. Der Beirat kann durch seine Anregungen und Akzente auf die Entscheidungsträger der Gemeindeverwaltung einwirken. Der Beirat kann Initiativen ins Leben erwecken, um die Beseitigung aller räumlichen, kulturellen, kommunikativen und technischen Barrieren anzustreben und dadurch sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderung ihre Rechte uneingeschränkt wahrnehmen können und in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens eine umfassende Gleichstellung erfahren.

 

 

Die Therapeutin Rhoia Neidenbach vom Deutschen Herzzentrum München über Sport für Kinder mit angeborenen Herzfehlern – der gesund und wichtig ist.

 

 

Sie sagen, auch Kinder mit einem Herzfehler sollen Sport betreiben?
Rhoia Neidenbach: Ja. Wobei es genauer heißen sollte: Nicht jedes Kind mit angeborenem Herzfehler darf jeden Sport machen. Es gilt daher immer, im Gespräch mit dem behandelnden Arzt für jedes Kind die Sportart auszuwählen, die seinen Neigungen entspricht und die bei der jeweiligen Herzerkrankung gefahrlos durchgeführt werden kann.

 

Was gilt generell für alle herzkranken Kinder?
Von Leistungssport und Wettkampfsport würde ich allgemein abraten. Denn im Wettkampf kommt zur physischen Belastung auch noch die psychische hinzu. Und die ist meistens nicht so gut einzuschätzen und zu steuern. Aber Sport schafft Lebensqualität. Dies sollte man gerade für Kinder fördern, die herzkrank sind. Ausdauersportarten wirken sich ausgesprochen gut auf das Herz-Kreislauf-System aus. Hingegen kann man generell sagen, dass sich Kampfsportarten, nicht zuletzt wegen der Verletzungsgefahr, weniger gut für sie eignen.

 

In Südtirol ist Wandern bei vielen Familien Tradition…
Das sehe ich als eine optimale Sportart an für Kinder mit Herzfehler und das würde ich sogar empfehlen. Natürlich gilt es auf einige Dinge zu achten. Wenn ein Kind Pause machen will, soll man darauf Rücksicht nehmen. Das Motto ist: „Laufen ohne zu schnaufen!“ Wenn es einem Kind während des ganzen Tages und auch am Folgetag gut geht und kein starker Muskelkater auftritt, dann hat man alles richtig gemacht.

 

Wie erkennt man, wie viel ein Kind schafft?
Es gibt sicherlich Situationen, in denen ein Kind nicht mag und wo es einen Ruck von den Eltern braucht. Aber zumeist können Kinder ihre Belastbarkeit selbst gut einschätzen. Wichtig ist, dass man das Kind an eine neue Sportart langsam heranführt, es langsam aufbaut und die Belastung nach und nach steigert. Damit kann man schon am Spielplatz beginnen. All dies natürlich in Absprache mit dem Arzt.

 

Wie können Eltern die Belastungsgrenze erkennen?
Für die Eltern gilt es, das Kind gut zu beobachten. Aber Kinder sagen schon, wenn sie müde sind, wenn ihre Arme oder Beine schwer werden. Man muss dem Kind dann stets auch Möglichkeit geben, Pausen zu machen in denen es sich erholen kann. Die Eltern müssen auch auf Beschwerden oder Symptome achten. Hierzu gehören Kreislaufprobleme, Schwindel, manchmal auch Schmerzen im Brustkorb oder Herzrhythmusstörungen, gelegentlich auch hoher Blutdruck, das alles sind kardiale Symptome. Da kann es genauso möglich sein danach weiterzugehen wie, dass man entscheiden muss umzukehren. Man sollte immer ausreichend, aber nicht zu viel zu trinken und zu essen für das Kind mit haben. Selbstverständlich muss das Kind vorsichtig und mit Bedacht an den Sport herangeführt werden.

 

Was ist das Positive am Sport machen?
Die Kinder sollen sich normal entwickeln können, Sport bietet Lebensqualität und Möglichkeit für soziale Kontakte. Und wenn der beste Freund oder die beste Freundin eine Sportart wählt, die für das herzkranke Kind nicht gut ist, dann gilt es, für das Kind neue soziale Kreise zu erschließen. Eltern sollen den Mut haben, ihre Kinder zum Sport zu motivieren und ihnen damit auch einen gewissen Freiraum geben. Kinder werden durch richtig durchgeführten Sport kräftiger und mutiger. Bei der immer besser werdenden Lebenserwartung von Kindern mit AHF ist das auch eine gute Vorbereitung für das Erwachsenwerden.

 

Früher hieß es, Herzkranke sollen Sport vermeiden…
Da haben sich die Einstellungen weitgehend geändert. Heute ist man diesbezüglich viel freizügiger geworden. Zudem gibt es wichtige Gerätschaften und moderne Trainingsansätze, die die Belastung kontrolliert und angepasst an den jeweiligen AHF steigern. Wenn ein Kind keinen Sport betreibt und nur ruht und sich zu wenig bewegt, ist die Gefahr gegeben, dass es z.B. Übergewicht oder andere Risikofaktoren entwickelt, die sich im späteren Leben negativ bemerkbar machen können. Dann kommt aus ganz einer anderen Seite zusätzliche Belastung hinzu.

 

Und Leistungssport würde Grenzen zu weit ausweiten?
Es gibt eine Studie aus Holland, die viele Sportarten in Belastungskategorien ordnet und da sind einige Sportarten dabei, die auch für Herzkranke möglich sein sollen. Fast in jedem Fall kann so fast für jedes Kind eine optimale Sportart gefunden werden und eine individuelle Belastungsintensität festgelegt werden. Es gibt nur wenige Herzfehler oder Schweregrade eines AHF, bei denen der betreuende Arzt vom Sport gänzlich abraten muss.